Wie magst Du es bisher? Wie würdest Du es mit Patchwork vergleichen?
Es ist was für Leute, denen es nichts ausmacht, ein bisschen tiefer in die IT-Materie zu gehen. Die Grundeinstellungen, um sofort loslegen zu können, fand ich relativ einfach - ich hätte von einer Person, die zufrieden ist, ein Onboarding bekommen, aber habe das gar nicht gebraucht. (Sprache: Deutsch, weil es mich sonst kirre macht, wenn ich auf Deutsch schreibe und die Menüführung auf Englisch ist, und Skin: Dunkelmodus mit extra Kontrasten, weil das für mich die beste Lesbarkeit hat.)
Was ich ein bisschen umständlich finde, ist die Struktur des Textes an sich, weil es mit Zwischenebenen arbeitet, die ich so eigentlich nicht brauche:
- Ordner sind Kapitel.
- Innerhalb dieser Kapitel befinden sich Szenen.
Das würde mir reichen.
Aber ich kann nicht innerhalb der Szenen schreiben, sondern muss in der Szene eine Untereinheit "Text" anlegen, in der dann geschrieben wird. Der Teil war für mich gewöhnungsbedürftig.
Was ich auch noch nicht rausgefunden habe, ist, wie ich die Anführungszeichen in Guillemets umwandeln kann. Eventuell muss ich das in einem späteren Schritt per "Suchen und Ersetzen" mit Hilfe von Unicode-Sätzen tun.
Was es schon mal kann:
- Rechtschreibkontrolle (die allerdings nicht so gut ist, es sollte schließlich bei einem Fantasyroman zumindest meine Eigenkreationen unterkringeln, aber sie tut einfach gar nichts).
- Häufigste verwendete Wörter aufzählen.
- Das Anlegen von Figuren und simple Verwaltung mit einem vereinfachten Steckbrief (Ich kann wählen, ob es sich um eine Haupt- oder Nebenfigur handelt, ob ich die Figur als POV [Point of View] bestimmten Kapiteln zuordnen will, und es gibt separat viel Platz für Notizen, was für mich ehrlich gesagt besser passt, weil flexibler.)
- Versionierungsverwaltung, also so ähnlich wie ich bei Patchwork auch angeben konnte, ob etwas die Rohfassung ist, oder schon poliert wurde. Ich kann die Versionsbenennungen auch ändern, die vorinstallierten löschen, und neue anlegen.
- Ich kann Zusammenfassungen, Grundideen und Pitches festhalten (noch nicht genutzt, aber angeschaut.)
- Es erlaubt das Organisieren von Handlungssträngen in drei Kategorien (Primär, Sekundär, Nebensächlich, analog zu den Figuren). Ich kann den Handlungssträngen Figuren zuordnen und sie benennen.
- es gibt einen Fokusmodus (ich nutze die prinzipiell nie, sieht aber ganz hübsch aus.)
Es ist also zumindest in den Grundfunktionen mächtig genug, dass ich für ein Programm mit ähnlichem Funktionsumfang jetzt nicht zwingend Geld ausgeben würde, wenn ich das auch in diesem haben kann.
Umgewandelt in andere Formate wird dann mittels des Kommandozeilentools Pandoc, diesen Teil habe ich aber noch nicht getestet. Aktuell schreibe ich an einem Projekt, von dem ich die Leseprobe relativ zeitnah fertig stellen muss und dann sehe ich weiter.
Allerdings ist hier der Punkt: Als ich 2015 Patchwork gekauft habe, wollte ich eine All-in-One-Lösung, die mich vor allem dadurch überzeugt hat, dass sie bei einem Leistungsvolumen, das vergleichbar mit der damaligen Version von Papyrus war, nur wenig mehr als der andere Konkurrent "Scrivener" gekostet hat, womit für mich klar war: Eher 54€ für Patchwork, als 40€ für Scrivener, aber ganz gewiss keine 190 (oder sogar mehr, es ist lange her) für Papyrus, die ich mir schlicht nicht leisten konnte damals. Ich studierte da noch und machte gerade meinen Master.
2025 bin ich älter, schreiberfahrener, brauche weniger Unterstützung innerhalb der Software (bzw. nutze einen Großteil der Komfortfeatures kaum noch) und habe für einige Aspekte schon seit einer Weile lieber eine spezialisierte Software. (Meinen Buchsatz würde ich beispielsweise unabhängig vom Schreibprogramm nicht im Schreibprogramm selbst erledigen, auch wenn Patchwork das z. B. hergeben würde, sondern so oder so in einem spezialisierten LuaLaTeX-Build namens SP-Buchsatz.) Ich bin außerdem um einiges tiefer in die IT-Bubble reingewandert, sodass für mich der Gedanke "Ich schreibe in Open-Source-Programm eins, dann wandle ich mein Buch mittels Kommandozeilenbefehl in Pandoc in ein anderes Format um und nehme Feinjustierungen am EPUB mittels SIGIL, und am Print mittels LaTeX vor" relativ normal ist.
Es ist also nicht zwingend eine Lösung für Leute, die einfach nur auf Mausklick ihr hochladfertiges Manuskript erhalten wollen.